Supervision | Reiner Büch

Fall- und Teamsupervision

im Kontext der Organisationskultur

In meiner Tätigkeit als Supervisor habe ich mich auf den kulturpsychologischen Ansatz in Teams spezialisiert. Grundlage dieses Ansatzes bildet die Symbolische Handlungstheorie und Kulturpsychologie von E. E. Boesch (1916 – 2014).

Min diesem integrativen Ansatz lässt sich m.E. die von mir stets als Einschränkung empfundene Unterscheidung zwischen Fall- und Teamsupervision überwinden. Ziel einer integrativen Supervision sollte sein, einen reflektierten, vom Team getragenen Wandel der Organisationskultur in der Weise anzuregen und zu begleiten, dass damit die Eigenverantwortung des einzelnen Mitarbeiters und seine Integration im Team gestärkt werden, um letztlich der primären Aufgabe der Einrichtung gerechter werden zu können.

Der Fall- und Teamsupervision stelle ich daher eine gemeinsame diagnostische Arbeit zur Erfassung der aktuellen Organisationskultur voraus. Anhand der gemeinsamen Reflexion von Imaginationen zum beruflichen Alltag wird in der Supervisionsgruppe zunächst soweit möglich ein Konsens zur Beschreibung der Organisationskultur hergestellt. Dazu gehören etwa die Art und Weise, in der etwas getan werden soll, einschließlich der zugehörigen Begründungen und Rechtferti­gungen. Auch Rituale, wie Regeln des Begrüßens, der Aufnahme oder der Entlassung von KlientInnen oder PatientInnen, des Lachens und Spaßens, solche des Disputes, Konfliktes oder gar des Kampfes gehören zu den sozial tradierten Ordnungsvorstellungen, zu denen sich alle MitarbeiterIn in Bezug setzen müssen.

Bedeutung und Einfluss der „Organisationskultur“ im Hinblick auf die Gestaltung und Qualität der primären Aufgabe werden benennbar und fließen mit ein in die Inhalte der Team- und Fallsupervision. Folgende Fragen können auf diese Weise nicht mehr ausgeklammert werden

  • In wieweit strukturieren die Teammitglieder Handlungsraum und -zeit?
  • In wieweit sind verschiedene Handlungsbereiche aufeinander bezogenen und dienen koordinierten Zielsetzungen?
  • Wie beeinflussen verschiedene Wertvorstellungen die Zusammenarbeit?

Die Reflexion von Behandlungsverläufen in multiprofessionellen Teams dient vor diesem Hintergrund sowohl der Selbsterfahrung und Rückversicherung oder Korrektur der individuellen BehandlerIn, als auch der Transparenz und Optimierung möglichst gemeinsam getragener Behandlungsstrategien. Die sozial tradierten Ordnungsvorstellungen („das haben wir schon immer so gemacht“) bekommen in einem kontinuierlichen Hin- und Her zwischen dem Entdecken oder Schaffen von Ordnungen und deren kritischer Betrachtung, eine den realen Erfordernissen angeglichene Bedeutung, das Handlungspotential des Teams wird gestärkt.